Buchkolumnistin

Drei Fragen an Stefanie Gerstenberger

Eine unmögliche Liebe, so besonders wie das Leben

@ Marion Koell

Stefanie Gerstenberger hat wie viele AutorenkollegInnen eine abwechslungsreiche Biografie. Nach der Schule wollte sie Fotografin werden. Als sie keinen Ausbildungsplatz fand, begann sie Deutsch und Sport auf Lehramt zu studieren, um sich bald darauf endgültig für eine Ausbildung zur Hotelfachfrau zu entscheiden. Dieser Beruf führte sie unter anderem nach Elba und Sizilien, in die Karibik und nach San Francisco, bevor sie sich in Köln niederließ, wo sie sieben Jahre als Requisiteurin für Film und Fernsehen tätig war. Diese Entscheidung stellte sich in zweierlei Hinsicht als Glücksfall heraus. Stefanie Gerstenberger lernte dort ihren späteren Mann kennen (mit dem sie zwei inzwischen erwachsene Kinder hat) und begann sich, inspiriert von einem kreativen Umfeld, mit dem Schreibhandwerk auseinanderzusetzen. Gleich ihr erster Roman »Das Limonenhaus« wurde ein Bestseller.

Gemeinsam mit ihrer Tochter, der Schauspielerin Marta Martin, schreibt Stefanie Gerstenberger inzwischen auch Jugendbücher und im vergangenen Jahr wurde ihr Roman »Das Sternenboot« mit dem DELIA-Literaturpreis ausgezeichnet.

Nachdem auch ich längere Zeit im Ausland gelebt und gearbeitet habe, interessierte es mich, ob diese Zeit für sie eine ebenso inspirierende und prägende Erfahrung war.

Stefanie Gerstenberger   Absolut. Ich habe meine Ausbildung zur Hotelfachfrau unter diesem Aspekt begonnen: Überall auf der Welt arbeiten zu können, was ich dann ein paar Jahre lang auch getan habe. Währenddessen habe ich Tagebuch geführt. Eine teils lustige, teils peinliche Lektüre … Aber als Vorlage für so manche Romanfigur waren die Aufzeichnungen schon Gold wert.

Jeanine   Hand aufs Herz, was gefällt Ihnen besser: vor Ort für Ihre Romane zu recherchieren und zu fotografieren oder sie später allein am Schreibtisch zu schreiben?

Stefanie Gerstenberger   Ich liebe die Recherchezeit. In einer fremden Umgebung, mit einer vagen Idee im Kopf ist der Blick geschärft wie unter einer Lupe. Ich kann alles gebrauchen!
Besonders auf Sizilien können die vielen Details und Geschichten dann aber auch leichte Panik in mir auslösen. Das kenne ich schon. Wie bekomme ich diese Fülle, dieses Chaos, jemals in meinen Roman, frage ich mich.
Zu Hause am Schreibtisch klärt sich die Sache dann langsam, während ich den ersten Entwurf schreibe. Auch eine tolle, intensive Zeit!
Wenn es geht, fahre ich mit dem vorerst »fertigen« Manuskript dann noch einmal los, denn nun weiß ich, nach was ich eventuell noch suche, ich streiche und ergänze. Diese Phase liebe ich am allermeisten. Sie macht die Geschichte erst richtig rund.

Jeanine   Die Geschichte Ihres aktuellen Romans spielt in den 50er Jahren in Italien und Ihre Figuren entstammen zwei unterschiedlichen Milieus. Wie aufwendig war die Recherche?

Stefanie Gerstenberger   Die Geschichte, die dem Sternenboot zu Grunde liegt, ist ja zu großen Teilen genauso so passiert. Es gibt heute noch Beteiligte, die ich vor Ort interviewen konnte. Auch mit vielen alten Menschen, die sich noch an diese Zeit erinnern, habe ich gesprochen und mit Adligen, die in ihren Villen sitzen, deren Unterhalt sie kaum bezahlen können …

Doch um ein Gespür für die Mentalität der Menschen zu bekommen und um das Wiedererwachen der Mafia in der Nachkriegszeit zu verstehen, musste ich auch jede Menge Sachbücher lesen.

Das Sternenboot

Eine unmögliche Liebe, so besonders wie das Leben
Nicola kommt mit einem Lächeln zur Welt. Als Wunschkind seiner Eltern wächst er in einem kleinen Fischerdorf bei Palermo ärmlich, aber behütet auf. Stella hingegen, am selben Tag im selben Ort geboren, wird von ihrer Mutter keines Blickes gewürdigt. Die schöne Adlige hat wenig Verwendung für ein drittes Mädchen. So könnten Stella und Nicola nicht unterschiedlicher sein, und es vergehen Jahre, bis sich ihre Wege kreuzen. Doch diese Begegnung wird ihr Leben für immer verändern …

Die Bestsellerautorin Stefanie Gerstenberger erzählt in ihrem neuen Roman eine sizilianische Familiengeschichte über drei Generationen hinweg. Der Folgeband »Piniensommer« erscheint am 22. Mai 2017 im Diana Verlag.

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Dieses Interview erschien zuerst im Mai 2017 im Stadtmagazin Da Capo (Braunschweig) unter der Rubrik »Die Buchkolumnistin«. Die Fragen stellte Jeanine Krock.

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