Interview

Drei Fragen an Tanja Karmann

©BuS Fotografie Stefan Burgard, Homburg

Die Kulturwissenschaftlerin Tanja Karmann ist bereits eine lange Zeit in der Bücherwelt zu Hause. Unter anderem als Buchhändlerin, als Geschäftsführerin der WerkZeugs Kreativ KG und als Herausgeberin von Anthologien, auf Buchmessen und Events und seit einiger Zeit nun auch als Autorin. Sie schreibt Fantasy, allgemeine Unterhaltung und auch Kinderbücher.
Als wäre das nicht schon genug, geht Tanja mit ihrer Gruppe »Asherah and The Velvet Serpents« voller Begeisterung ihrer zweiten Leidenschaft nach, dem Orientalischen Tanz.
Kennengelernt haben wir uns schon vor vielen Jahren auf der Leipziger Buchmesse, wo sie mich und alle anderen AutorInnen die auf der Fantasy-Leseinsel ihren Auftritt hatten, gemeinsam mit dem Werkzeugs-Team herzlich und kompetent betreut hat.

Fotograf: Michael Hoffmann / Black Angel Fotos

Derzeit arbeitet sie an einem offenbar etwas sperrigen Manuskript mit dem vorläufigen Arbeitstitel »Alptraumprojekt«, plant die Veröffentlichung eines Kinderbuches »Freche Schafe« von Projekt Vielseitig und bereitet eine Anthologie vor, in der u.a. Markus Heitz und Isabella Archan vertreten sind. Im März werden wir sie auf der Leipziger Buchmesse bei der Verleihung des SERAPH, einem Literaturpreis der Phantastischen Akademie, treffen können.

Was bedeuten dir das Schreiben und die Literatur?

Natürlich – wie alle Buchverrückten – habe ich Bücher schon immer geliebt. Was ich an ihnen so schätze, ist ihre Art, eine verborgene Seite in mir zum klingen zu bringen, eine Botschaft zu enthalten, die nur für mich zu sein scheint. Es gibt Bücher in meinem Regal, die ich in verschiedenen Lebensabschnitten gelesen habe und die jedes Mal einen anderen Rat für mich bereit hielten. So als hätte man aus einem Tarot genau die passende Karte gezogen. Das müssen übrigens keine literarisch hochwertigen Texte sein. Oft sind es gerade die einfachsten Sätze, die mich nachhaltig beschäftigen, mich zum Nachdenken oder -fühlen anregen und so einen ganz entscheidenden Einfluss auf meine persönliche Entwicklung haben.

Der unmögliche Mord, AnthologieWas ich am Schreiben schätze, ist – neben dem kreativen Prozess als solchem – die Möglichkeit, damit der Begrenztheit der menschlichen Existenz zu entfliehen, zumindest ein Stück weit. Durch meine Figuren kann ich die unterschiedlichsten Dinge und Lebensmodelle ausprobieren, sozusagen unzählige Leben leben (naja, noch sind es nicht so viele, aber ich habe ja auch erst mit dem Schreiben angefangen). Für eine Scanner-Persönlichkeit wie mich ist das irgendwie tröstlich. Darüber hinaus liebe ich es, Menschen zu unterhalten und Emotionen in ihnen zu wecken. Wenn mir jemand sagt, dass er oder sie während des Lesens meines Buches (oder bei einem meiner Tanzauftritte) gelacht oder geweint hat, freue ich mich wahnsinnig.

Wie lautet dein wichtigster Tipp für angehende AutorInnen?

Der ist ganz einfach – und doch so schwer: Wenn du schreiben willst, dann schreib! Verstopf keine Schubladen mit angefangenen Romanen, unzusammenhängende Notizen und Stoffsammlungen.

Plotten macht Spaß, Szene schreiben, die einem gut von der Hand gehen, macht sogar irrsinnig viel Spaß. Aber wer es wirklich ernst meint, braucht einen langen Atem. Da sind diese Tage, an denen man sein ganzes Manuskript löschen möchte. Und am besten gleich den PC aus dem Fenster werfen. Oder diese Momente, an denen man das Gefühl hat, man bekommt keinen einzigen vernünftigen Satz aufs (digitale) Papier. Wer wirklich schreiben will, bringt seine inneren Dämonen zum Schweigen und schreibt weiter. Ja, ich denke, das ist das wichtigste: weiterschreiben, immer weiterschreiben. Überarbeiten kann man im Nachgang immer noch, aber dafür muss erst einmal etwas vorhanden sein.

Was hat dich zu »Der Mitternachtsladen« inspiriert?

Tatsächlich kann ich mich an den Moment noch ziemlich genau erinnern. Ich war als Geschäftsführerin von WerkZeugs auf der Buchmesse in Leipzig und wir hatten am Stand eine Ausgabe von [Erin] Morgensterns »Der Nachtzirkus« ausliegen. Das Wort hat mich gleich magisch angezogen und ich hatte direkt tausend Geschichten dazu im Kopf. Ich hatte zu dem Zeitpunkt gar nicht vor, ein Buch zu schreiben, aber als ich darüber nachdachte, welche interessanten Orte es nach Mitternacht noch geben könne (einen Zirkus gab es ja offensichtlich schon), kam mir das Bild eines Ladens in den Kopf. Und die ersten Sätze des Romans gleich dazu.

Geschrieben habe ich dann allerdings erst einmal einen Frauenunterhaltungsroman – unter geschlossenem Pseudonym.

Übrigens habe ich das Buch von Morgenstern noch gar nicht gelesen, aber eine liebe Freundin hat es mir letztens geschenkt, so dass ich das bald nachholen kann.

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Der Mitternachtsladen, Fantasy-RomanDer Mitternachtsladen

TRAUST DU DICH in den Mitternachtsladen?

Lina staunt nicht schlecht, als sie die sanften Lichter im strömenden Regen entdeckt. Ein Laden mitten im Wald? Sie steigt die wenigen Stufen hinauf und ahnt nicht, dass sie damit die Schwelle zu einer anderen Welt übertritt.

Als ihr der Besitzer des Ladens einen Job anbietet, greift Lina dankbar zu, denn ihr finanzielles Polster ist kurz vor dem Abitur alles andere als üppig.

Sie packt Ware aus, ölt Holzregale und arrangiert Kristallkugeln ‒ aber bis spätestens Mitternacht muss sie den Laden stets verlassen haben. Zudem scheint ihre Kollegin Mara etwas vor ihr zu verbergen. Dann aber lernt Lina Brendan kennen, den attraktiven Sohn des Ladenbesitzers, und stolpert unversehens in eine Welt voller Gefahren und magischer Begegnungen. Wird Brendan Lina das Geheimnis des Mitternachtsladens anvertrauen?

Achtung, besonderer Effekt: bei Dunkelheit zeigen sich fluoreszierende Elemente auf dem Buchumschlag. So kann sich jeder in Linas Zeit und Welt hineinversetzen.

Familia Verlag, Juni 2018
Contemporary Fantasy 14+

Aktuelle Termine

Premierenlesung »Der unmögliche Mord«

Freitag, 22. März 2019, 19:30 Uhr
Südfriedhof Leipzig, Große Trauerhalle (im Rahmen von »Leipzig liest«)

Lesung aus »Der Mitternachtsladen«

Samstag, 30. März 2019
Café Pikant, Saarbrücken