Ein Schotte kommt selten allein
Was wie ein 3-Fragen-Interview aussieht, ist genau genommen gar keins. Der Autor:innen-Verein DELIA hat sich etwas ausgedacht, um in Zeiten wie diesen, Bücher sichtbarer zu machen. Und nun stellen sich je zwei DELIA-Autorinnen gegenseitig vor. Eine tolle Idee! Man lernt auch unter Kolleginnen nochmal ganz neu kennen.
Karin Müller ist mit der Wortfinderin Kiri Johansson (Jeanine Krock) verbandelt worden, was ein glücklicher Zufall war, denn beide lieben Island und Schottland gleichermaßen, haben ein großes Herz für Tiere, schwärmen für Islandpferde und sie wohnen obendrein in Niedersachsen und nicht mal besonders weit auseinander.
Die Schriftstellerin Karin Müller arbeitete nach dem Studium und einer journalistischen Ausbildung beim Hörfunk jahrelang als Redakteurin. Obwohl sie die schottische Landschaft, die Serie »Outlander« und die Gastfreundlichkeit der Schotten liebt, ist sie kein Fan von Busreisen. Ausprobiert hat sie es natürlich trotzdem und schrieb danach ihr wunderbares Romandebüt »Ein Schotte kommt selten allein«.
Die Autorin ist auch bekannt durch ihre erfolgreichen Tier-Ratgeber sowie Kinder- und Jugendbücher.
Drei Fragen
Was ist für dich das Schönste am Schreiben?
Karin Müller Es gibt so viele spannende, faszinierende, schöne und berührende Momente rund ums Schreiben und um diesen Beruf. Aber das Schönste für mich ist, dass ich im Schreiben selbst in die Welten meiner Figuren eintauche, mit ihnen reise, fiebere, lebe, leide und liebe und immer wieder überrascht bin, wenn sie ein Eigenleben beginnen, Dinge tun, sagen, Wendungen erleben, von denen ich vorher keine Ahnung hatte. Natürlich plane ich meine Geschichten im Groben, ohne Konstruktion und Handwerk geht es nicht – aber was auf der nächsten Seite passiert: keine Ahnung! Ich lese mit während ich schreibe, ich kämpfe mit meinen Figuren gegen Gefühle an, streite mit ihnen, verliebe mich mit ihnen in die Falschen – und die Richtigen! – es strengt an und es ist ein Riesengeschenk. Und dieses Abenteuer liebe ich!
Was darf in deinen Romanen auf keinen Fall fehlen?
Karin Müller Überraschungsmomente und Humor. Ich mag es, wenn meine Figuren sich ein kleines bisschen verrückt verhalten, kleine Spleens haben, über sich selbst lachen können in den Aufs und Abs des Lebens – und damit in manchen Situationen hoffentlich auch den Leserinnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern – und ein warmes Gefühl ins Herz.
Was fasziniert dich am Genre Liebesroman?
Karin Müller Dass es das Leben abbildet mit all dem, was letztlich wirklich zählt. Liebe ist das, wonach wir uns letztlich alle sehnen, ob groß oder klein, arm oder reich, dick oder dünn, jung oder alt – oder irgendwo zwischen all diesen Facetten. Wir alle kennen die Gefühle von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt. Liebe überwindet Grenzen, sie schert sich nicht um Konventionen, sie ist unberechenbar und leidenschaftlich, sie lässt sich nicht befehlen oder binden. Darüber zu schreiben ist wie in einen unendlichen Farbtopf zu greifen: so viele Möglichkeiten, so viele Ideen und zum Glück auch jede Menge Leinwand.
Eine Busreise zum Verlieben
Zu ihrem vierzigsten Geburtstag bekommt Janne von ihren Freundinnen eine Busreise nach Schottland geschenkt. Der absolute Albtraum! Denn obwohl Janne Schottland liebt, findet sie, dass eine Busreise höchstens etwas für Senioren und Langweiler ist. Und spätestens als sie eingeklemmt zwischen dem überkorrekten Reiseleiter und lauthals singenden Outlander-Fans sitzt, ist sie sich sicher: NIE WIEDER Busreise! Doch dann schaut Janne beim Whisky-Tasting etwas zu tief ins Glas und landet prompt im falschen Bus: neben dem unglaublich netten Schotten Alex. Und plötzlich findet Janne Busfahren gar nicht mehr so furchtbar …